Das neue Jahr 2023 hat mit einer aufregenden Meldung gestartet: Das Magazin Katapult aus Greifswald möchte im Oktober eine eigene Journalismusschule aufmachen. Doch hat sich direkt eine Debatte darum entwickelt. Katapult hat nämlich angekündigt, dass die Journalismusschule prinzipiell Geld kosten würde - 800 Euro im Monat. Wir schauen uns die Debatte in unserer Folge genauer an und sprechen mit Katapult sowie den Kritikern. Dabei fragen wir uns, ob journalistische Ausbildung etwas kosten darf und ob wir wirklich eine weitere Journalismusschule brauchen - oder doch lieber eine ganz andere Ausbildungsform.
Journalismus
Krieg, Katastrophen, Armut: In unserer Arbeit treffen wir häufig auf Menschen, die Schreckliches erlebt haben. Oder die durch ihre soziale Stellung oder finanziellen Mittel besonders gefährdet sind. Unsere Recherchen können dabei großen Schaden bei den Menschen, über die wir berichten, verursachen. Durch unsensible Gesprächsführung bei traumatisierten Personen oder durch einseitig abwertende Berichte über sowieso schon marginalisierte Gruppen. Über dieses Machtgefälle zwischen Journalistinnen und Protagonisten wollen wir in dieser Folge sprechen. Wir teilen unsere Erfahrungen, wann uns ähnliches schon passiert ist und was wir daraus gelernt haben. Außerdem sprechen wir mit Petra Tabeling über den Umgang mit traumatisierten Quellen und Katrin Langhans teilt ihre besten Praxistipps bei der Arbeit mit besonders verletzlichen Gruppen. Diese Folge ist eine Zusammenarbeit mit dem 17. Jahrgang der Reportageschule Reutlingen. Mit beteiligt waren Martin Hogger, Kristina Ratsch, Niklas Bessenbach und Marina Klimschuk.
Tolle Geschichte und eine glaubwürdige Protagonistin, die erzählen möchte. Das ist der Idealfall bei unserer Arbeit. Oft ist es nicht so eindeutig: Quellen haben berechtigte Gründe, nicht über das Gesehene oder Erlebte zu sprechen. Dabei spielt Scham, Angst oder mangelndes Vertrauen eine Rolle. Bei einer Recherche über Vernachlässigung in einem Seniorenheim in Bayern wurde unser Gast, die Investigativreporterin Christiane Hawranek und ihre Kollegin Claudia Gürkov, genau damit konfrontiert. In dieser Folge erzählt uns Christiane, wie sie sich der Quelle genähert haben, die überhaupt erst auf die Missstände hingewiesen hat und wie sich Frau X im Laufe der Recherche stark entwickelt hat. Außerdem teilt Christiane noch praktische Tipps für den Umgang mit Quellen. Noch zwei Hinweise in eigener Sache: Wir haben jetzt ein Konto bei Steady eingerichtet! Ihr hattet bisher schon die Möglichkeit uns per Paypal oder Überweisung zu unterstützen, mit Steady geht das jetzt noch einfacher und vor allem regelmäßiger, wenn ihr möchtet. Wir freuen uns, wenn ihr damit unsere Arbeit wertschätzt. Außerdem veranstalten wir einen neuen Arbeiterkinder im Journalismus-Stammtisch am 25. November. Infos folgen.
Abendessen auf Senderkosten, Massagesitze und italienisches Parkett: In der Affäre um Ex-rbb-Intendantin Patricia Schlesinger ging es bisher viel um Verfehlungen der Führungsriege und Kontrollversagen. Doch wie geht es den Mitarbeitenden des rbb? Wie beeinflusst das ihre Arbeit? Wir haben mit Oliver Noffke aus dem rbb eigenen Rechercheteam darüber gesprochen, wie es ist, plötzlich im eigenen Laden zu recherchieren. Und wir haben Stimmen gesammelt: Sie berichten von Desillusionierung, Erschöpfung und neuer Motivation. Außerdem gibt's ein Update von Denis Trubetskoy aus der Ukraine. Eine geballte Folge – ihr seht, wir sind zurück aus der Sommerpause!
Storytelling-Podcastserien gelten als Königsklasse des Mediums. Vielleicht hattet ihr selbst schon eine Idee. Doch wie die Recherche angehen? Wie und wem schlage ich das Konzept vor? Sophia Wetzke erzählt von ihren Erfahrungen mit dem Podcastprojekt »Greenhouse«. Dafür hat sie ein Jahr lang quasi als One-Woman-Show recherchiert. Wir sprechen mit ihr über die Schwierigkeiten bei solchen Recherchen, z.B. wenn Quellen widersprüchliche Aussagen machen. Als langjährige Freie beim rbb, vor allem für radio eins, hat Sophia außerdem Einblick in die öffentlich-rechtlichen Gewerke und gibt Tipps, wie Pitches für neue Podcastformate am besten aussehen sollten. Die Folge haben wir live auf dem Podfest Berlin am 17. Juli 2022 aufgezeichnet. Wir gehen in die Sommerpause, im August gibt es keine Folge. Zwei Termine könnt ihr euch merken: Am 1. September findet wieder ein »Arbeiterkinder im Journalismus«-Treffen statt (Infos folgen). Am 20. September kommt die nächste Folge. Euch einen schönen Sommer!
Zu aufwendig, zu teuer, da fehlt einfach die Zeit: Lange Recherchen über das Tagesgeschäft hinaus, erst recht im Ausland, werden so von Redaktionen mitunter abmoderiert. Dabei gibt es woanders Geld, das solche Recherchen ermöglichen kann: Recherchestipendien von gemeinnützigen Stiftungen. Wie komme ich da ran? Mit dieser Folge wollen wir euch den Respekt vor den Bewerbungen nehmen und euch motivieren, es selbst zu versuchen. Dazu haben wir mit Viktoria Morasch und Paul Hildebrandt gesprochen, die bereits Förderungen erhalten haben und hier ihre Tipps und Erfahrungen teilen. Als Bonus kommt noch Corinna Cerruti zu Wort, die gerade ein besonderes Fellowship durchlaufen hat.
Dürfen Journalist:innen Parteimitglieder sein oder sich in Organisationen engagieren? Wo ist die Grenze zwischen Journalismus und Aktivismus? Diese Fragen stellt sich die Branche immer wieder. Doch über einen Aspekt wird hier selten gesprochen: Welchen Kolleg:innen sprechen wir manchmal blind Neutralität zu und welchen unterstellen wir vorschnell Aktivismus? Darüber wollen wir in dieser Folge sprechen. Denn auch hier verlaufen wieder Machtstrukturen durch unsere Branche. Dazu haben wir Melina Borčak interviewt, deren Expertise immer wieder wegen ihrer Identität in Frage gestellt wird. Außerdem haben wir mit Leonie Sontheimer gesprochen, die gleichzeitig Klimajournalistin und Klimaaktivistin ist und sie nach ihren Regeln gefragt, die ihr helfen das zu trennen.
Wir können es selbst kaum glauben, aber wir haben bereits 20 Folgen »Hinter den Zeilen« veröffentlicht! Das möchten wir feiern und in dieser Ausgabe über den Podcast und über unsere persönliche Situation sprechen. Am wichtigsten ist die neue Kooperation mit dem medium magazin, die wir ausgiebig erklären. Wir sprechen außerdem über die vergangene Zusammenarbeit mit »Druckausgleich«, aus der zwei Folgen zum Thema Generationengerechtigkeit entstanden sind. Außerdem bilanzieren wir unsere finanzielle Situation mit dem Podcast: Nehmen wir damit Geld ein? Schließlich geht es noch um uns, wo wir gerade stehen und wohin wir mit dem Podcast noch wollen. Einsteigen wollen wir aber mit einem kleinen Darling, den Niklas gerettet hat: eine unverhoffte Solidarisierung durch einen Kellner.
Wie kann es sein, dass 2000€ zwischen der Bezahlung von Jungredakteur:innen und älteren Kolleg:innen liegen? Bei vergleichbarer Arbeit? Doch Neid führt hier nicht weiter. Auch gestanden Kolleg:innen kämpfen mit Existenzängsten: Nicht mehr mitgemeint, nicht mehr mitgenommen werden. Was fehlt: Das offene Gespräch zwischen den Generationen! Weil das Thema so wichtig ist, haben wir uns mit Annkathrin Weis und Luca Schmitt-Walz von »Druckausgleich«, dem Podcast des »Journalist«, zusammengetan. In zwei Folgen sprechen wir zu viert über die prekären Verhältnissen von Berufsanfänger:inen, Konflikte in Redaktionen und wie Gerechtigkeit zwischen den Generationen erreicht werden könnte. In unserer Folge hören wir viele Erfahrungen von Kolleg:innen unterschiedlicher Altersklassen: Wo liegen die Probleme, was sind die unterschiedlichen Ängste und Sorgen? Annkathrin und Luca sprechen in ihrer Folge ausgiebig mit Branchenexpertin Sara Weber und begeben sich auf Lösungssuche: Kann ein Einheitsgehalt wie beim Magazin Katapult helfen? Die Folge der Druckis mit uns zu Gast findet ihr hier: https://www.journalist.de/startseite/podcast Zwei Podcastfolgen reichen nicht, um dieses wichtige Thema aufzulösen. Sondern wir wollen das Gespräch zwischen den Generationen starten! Teilt eure Erfahrungen und diskutiert mit uns unter #generationengerecht auf Social Media. Was habt ihr erlebt? Was wünscht ihr euch? Was müssen wir ändern?
Wie viele Journalist:innen kennt ihr, die nicht studiert haben? Wenn wir über diese Frage nachdenken, fällt die Antwort dürftig aus. Wir beide haben bei Studierendennmedien mitgearbeitet, da waren alle Studierende, klar. Während unserer Ausbildung an der Evangelischen Journalistenschule hatten auch alle in der Klasse studiert. Das ist kein Zufall, die Akademisierungsquote in der Branche ist sehr hoch. Dabei ist Journalismus doch eigentlich ein Handwerk, das nur bedingt studiert werden kann, sondern das von der Praxis lebt. Wir haben deshalb mit zwei Journalist:innen gesprochen, die eben kein Studium durchlaufen haben. Mareice Kaiser hat uns erzählt, wie Journalistinnen förmlich vom Stuhl gefallen sind, wenn sie erfahren haben, dass Mareice nicht studiert hat. Oliver Schröm wollte als junger Mensch so schnell wie möglich in den Journalismus, heute bereut er es aber ein bisschen, nie eine Uni von innen gesehen zu haben.